Nach dem Rennen ist vor dem Rennen! So begann nach dem Enduro Spass gleich die Trainingswoche für das ultimative Highlight des Jahres 2015. Das Volksrennen Frutigen war unbestritten mein Saisonhöhepunkt, dementsprechend gut wollte ich vorbereitet sein. Eine grosse Internetrechereche zeigte mir dann auf, was alles zu einer seriösen Vorbereitung gehört:
- Trainingslager
- Höhentraining
- Eisbäder
- HIIT Training
- Regeneration
- Mentales Training
- Tapering
Um auf genügend qualitative Trainingskilometer zu kommen, wollte ich und meine
Fahrerfrau Pia an einen wettersicheren Ort verreisen, dass in dem Falle Italien gewesen wäre. Aber Petrus meinte es gut mit uns und liess die Sonne auch hier scheinen. Somit ersparten wir und die anstrengende Reise und beschränkten uns auf den Kanton Wallis. Hier kam auch schon der Punkt Höhentraining zum Zug. Um möglichst weit in der Höhe zu sein, gab es nur eines, ab nach Zermatt auf den Gornergrat (3016 m.ü. M). Um meinen sensiblen und Körperfett armen Spitzensportlerkörper zu schonen, nahmen wir dazu die schöne Gornergratbahn. Die anschliessende Abfahrt diente zum erstmaligen Spannungsabbau.
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Nice Trail! |
Nach geilem Geschreddere hinunter nach Zermatt, ging es per Bahn auf die Sunneggä hoch und von dort entlang dem Europaweg lang nach Täsch. Dieser Teil war ohne Trainingseffekt und somit auch nicht erwähnenswert!
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Die Fahrerfrau freuts |
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Europaweg |
Um eine gute Regeneration zu erreichen, blieben wir für eine Nacht in Visp und da ein Tag in der Höhe nicht viel bringt, ging es am nächsten Tag per Postauto gleich wieder hoch auf die Moosalp. Nach weiterem geilem Geschredde nach Gampel hinunter, waren wir leider wieder aus der eminent wichtigen Höhenlage heraus. Sofort nahmen wir die Seilbahn nach Eischoll um den Trainingseffekt zu erhalten. Der anschliessende LuFu-Trail entlockte meiner Frau übrigens nur ein müdes Lächeln.
Nach einem Tag Regeneration, ging es dann erneut ins Wallis. Per Funiculaire ging es für meinen Pacemaker Aru, Pia und mich auf Crazy Montana, wo wir die Gigathlon Bikestrecke unter die Räder nahmen. Was für krasse Gigathleten gut ist, wird wohl auch für mich etwas an Training abwerfen.
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Der Winter ist nicht weit weg! |
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Blick auf das Daubenhorn und meine Taube |
Nach geilem Geshredde hinunter nach Leuk ging es per Postauto und Torrentbahn wieder in die eminent wichtige Höhe. Der Höhenweg zur Bachalp diente der Koordination Bremsen/Antreten, eine in den XC Rennen vielfach vorkommende Situation.Das anschliessende Geshredde nach Gampel simulierte die technischen Abschnitte in Frutigen.
Tags darauf sassen Pia und ich schon wieder im Zug ins Wallis. Um meine Beine vorerst zu schonen, nahmen wir das Poschi nach Blatten, von dort aus durften die Beine bis nach Belpalp wieder etwas drehen.
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Höhenweg Belalp |
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Walliser Tierkunde Nr. 1: Birger Höhlenesel |
Die Trails runter nach Naters waren erste Güte, so musste noch etwas an Nachschub her. Das Postauto auf den Simplonpass war da die richtige Lösung. Gestärkt mit einer heissen Ovomaltine, nahmen wir den Stockalperweg nach Brig unter die Räder. Unterwegs gab es noch einen lästigen Zwischenaufstieg, genauso wie in der letzten Runde in Frutigen! Was dann folgte war erneut ein Geshredde nach bester Art und Weise...
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Stockalperweg |
Auf der Heimfahrt trafen wir im Zug noch auf Ruedi, der Tags darauf die gleiche Idee hatte wie ich....Ab ins Wallis um die Beine etwas zu drehen. Wir bildeten eine Schicksalsgemeinschaft und die wurde auf der ersten Abfahrt von Tatz nach Niedergesteln bereits ein erstes Mal geprüft. Nach einem ersten Einsatz als Pannenhelfer folgte der zweite kurz darauf. Wir blieben weiter zusammen und er zeigte mir dafür die Reiseroute per Seilbahn von Stalden nach Gspon und weiter auf den Gibidum. Der Höhenweg hatte einige Rampen zu bieten, welche mir als ideale Laktatförderer dienten.
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Walliser Tierkunde Nr. 2: Gpsoner Schwarznasenschaf |
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Gibidumsee |
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Gibidum |
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Ruedi rockt... |
Die Trails runter nach Visp gaben definitiv keinen Anlass zu meckern und der Geshreddelevel stieg nochmals an und rundeten den Abschluss der Trainingswoche schön ab.
Nach der wichtigen Regeneration war nochmals Zeit für eine intensive Einheit, um die knackigen Steigungen in Frutigen zu simulieren. Wo gäbe es einen besseren Ort als der knackige Wanderweg von der Lauchernalp auf den Lötschenpass? Keinen, also rein in den Zug, ab in Gondel und hinauf zur Laucherenalp. Zur Absicherung kamen Aru und unser Swiss Cycling Guide Tömel mit auf die Tour. Mit viel Zuversicht und Kraft nahm ich die technischen Aufstiege in Angriff, manchmal kam ich hoch, manchmal nicht, aber der eigentliche Versuch zählte.
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Im Hintergrund liegt die Lötschenlücke |
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Wer liebt, der schiebt |
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Walliser Tierkunde Nr. 3: Lötschenjaks |
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Das Ziel naht... |
Nach einer Stärkung in der Lötschenpasshütte ging es zurück in Richtung Kanton Bern, und wie es so ist, hing dort natürlich der Nebel. Der Weg nach Selden war abgesehen vom Teils vereisten Felsband sehr lecker und eindrücklich. Auf dem Lötschegletscher war dann meine Zeit gekommen, um einen weiteren der oben beschriebenen Punkte abzuhäkeln. In einem unbeobachteten Moment fuhr ich direkt in ein Eisloch um meinen durchtrainierten Beinen einen regenerativen Kälteschock zu gönnen. Meine Tourenhomies kamen sofort zu Hilfe und zogen mein Metababy aus dem Wasser. Ihnen erzählte ich natürlich dass ich aus lauter Unachtsamkeit dort reingefahren war....
Die paar Tage im Wallis waren sehr ergiebig, über 3'000 Höhen- und 15'000 Tiefenmeter kamen so zusammen, nächstes Mal mache ich es vielleicht besser umgekehrt!
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Blick auf die traurigen Reste des Lötschegletschers |
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Das rutschige Felsband |
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Rampage für Arme |
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Tömel in der klassischen Ride Fotoposition |
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Titanic |
Nach wenig Regeneration ging es weiter mit dem HIIT (High Intensiv Interval Training). Da ab es eigentlich nur eine Option, ab auf die Pumptracks und BMX-Bahnen der Region. Riders ready...Watch the Gate...Pidibidiiiii...und dann losspurten bis das Laktat überall im Körper verteilt war, in meinem Falle also sehr schnell. Die Sprünge werden im Alter übrigens auch nicht kürzer.... Ein solche harte Trainingseinheit verlangt nach Supplemente wie ein Reggieshake oder ein Erdinger Alkoholfrei, mein Küchenschrank bot solches jedoch nicht, also ging es ausser Haus. Fündig wurde ich schliesslich im Ausgang, dort gab es flüssiges Malz in Hülle und Fülle, aber eben auch mit Zusatzstoffen, die einem beim Tanzen zwar halfen, am Schluss aber unschöne Nebenwirkungen hervorzauberten. Der Sonntag war quasi im Arsch und die paar leeren Anläufe auf der BMX Bahn verpufften in der Luft.
Mein lädiertes Knie hatte wenig Freude an den sportlichen Aktivitäten und so kam die folgende Superkompensation sehr gelegen. Am Freitag war es dann an der Zeit für ein qualitatives Tapering. Ab auf den Rennhobel in Richtung Broadway. Dort holte ich mir in der Abfahrt einen Reifendefekt, der von der Milch in Schach gehalten wurde, aber Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben... Keine Ahnung ob das nun wirklich ein Tapering war, es machte zumindest Spass.
Eine weitere wichtige Komponente ist das Mentale. Wenn es im Kopf nicht stimmt, bringt alles Training nichts. Um mich vom Rennen des Jahres genügend abzulenken, terminierte mein Tourenhomie Aru seine Hochzeit genau auf den Vorabend des Rennens. So konnte ich meine Kopf freihalten und bei Karokegesängen und Tanzeinlagen den Rennstress vergessen. Um 2 Uhr morgens war aber fertig lustig und wir gingen in den eigens für den Abend organisierten VW Bus schlafen. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit dem glücklichen Brautpaar, ging es dann direkt an das Rennen. Natürlich verlor mein Hinterrad, wie eigentlich schon länger befürchtet, stetig Luft auf der Einfahrrunde. So wurde vor dem Start ein nicht gerade leichter Schlauch auf meine ruhige Art und Weise montiert. Das ich nicht mehr der Jüngste bin, wurde mir erneut bewusst, als ich im zweiten Startblock einstand. 5 Minuten nach den Herren ging es auch für die Senioren auf die Rennstrecke. Das Rennen ist schnell erklärt...ein halbpatziger Start, in den Steigungen den Kontakt zur Spitze verlieren (verfluchte Walliser Postautos) und auf der langen Fläche wieder heranfahren. Am Ende schaute bei meiner Kategorie der erste Platz heraus. Alles ein Ergebnis der harten Vorbereitungen... #ironie
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#Frutigen1995 |
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#Frutigen 2015 |
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